Acht Jahre ist es her, dass die erste Ausgabe des Buches „The Mastering Engineer`s Handbook“ herauskam, und Junge, was haben sich die Dinge seither verändert! Es ist sicher nicht übertrieben zu behaupten, dass die Mastering-Welt eine gewaltige, grundlegende Revolution durchgemacht hat. Alte Technologien sind abgelöst worden und neue werden kontinuierlich weiter entwickelt.
Größtenteils gezählt sind die Tage der Bandmaschine, und sogar die CD könnte schon in naher Zukunft der Vergangenheit angehören. Ebenfalls fast vergangen sind auch die Zeiten, als Hardware-Spezialanfertigungen externer Gerätschaften eine unverzichtbare Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Mastering-Session darstellten. Obwohl die grundsätzlichen Mastering-Tools prinzipiell immer noch die gleichen sind, haben sie doch den Marsch in die Welt der digitalen Audio-Workstations (DAW) angetreten, so dass sogar jemand mit einem rudimentären Einsteiger-System nun Zugang zu mächtigen Werkzeugen hat, über die vor einigen Jahren nur ausgesprochene Top-Profis verfügten. Und das Beste ist, es ist jetzt möglich, fast jede Art von Audio-Material für jede Art von Vertriebsmedium zu bearbeiten und fertigzustellen (denn das ist mit dem Begriff Mastering eigentlich gemeint), und zwar Zuhause, im eigenen kleinen Studio oder im sprichwörtlichen Schlaf- bzw. Wohnzimmer.
Aber nur weil man die Werkzeuge zur Hand hat, ist es nicht unbedingt empfehlenswert, sich auch als Mastering-Toningenieur zu versuchen. Durch die falsche Anwendung solcher Tools kann man auch sehr viel Unheil anrichten, etwa weil man den Vorgang und die Grundlagen nicht richtig verstanden hat. Und genau das ist es, worum es in diesem Buch geht. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, den Profis zuzuschauen, wie sie ihre Magie ausüben, ihnen in den Interviews zuzuhören, wie sie den Vorgang selbst beschreiben, und einen guten, soliden Referenzpunkt zu entwickeln, nach dem wir es entweder selbst versuchen können und dem Material hoffentlich keinen Schaden zufügen (genau wie ein Arzt), oder aber zu wissen, wann man am besten einen Profi hinzuzieht und die Musik dann vernünftig vorbereitet, so dass er die bestmöglichen Resultate erzielen kann.
Beim Mastering – mehr als bei jedem anderen Vorgang in der Audio-Bearbeitung – dreht es sich um weit mehr als das einfache Kennen des Prozesses und den Besitz des Equipments. Ja, mehr als jeder andere Job in der Klangbearbeitung ist Mastering, wenn es auf höchstem Niveau ausgeführt wird, das Ergebnis von jahrelangem und hartem Aufbau von Erfahrung. Es geht um das sich summierende Wissen, das man sich aneignet, indem man zwölf Stunden am Tag sowohl großartige als auch miserable Mischungen hört, indem man alle Arten von Musik bearbeitet, nicht nur die Stilrichtungen, die man selbst mag, indem man den Karren aus dem Dreck zieht, ohne dass der Kunde es jemals erfährt, und indem man zehnmal soviel Arbeit reinsteckt, als er je bemerkt.
Obwohl ich mich selbst nicht als einen Mastering-Engineer bezeichnen würde, da ich den Job nicht Tag für Tag ausübe, handelt es sich doch um einen Vorgang, den ich recht gut verstehe, da ich mich viele Jahre lang in großen Mastering-Studios aufgehalten habe (sowohl als Kunde, als auch interessehalber). Außerdem habe ich einige sehr gute Freunde, die weltweit zu den Top-Mastering-Toningenieuren zählen. Und schließlich habe ich einige College-Kurse auf diesem Gebiet geleitet. Zu den zahlreichen Dingen, die Ihnen dieses Buch bietet, zählt auch ein Einblick in diesen Vorgang aus der Perspektive des Insiders, und zwar nicht so sehr aus meiner persönlichen Sichtweise, sondern der der Koriphäen, der Meister und ihrer potenziellen Nachfolger, der nächsten Generation in diesem Geschäft. Das Ziel dieses Buches ist also recht einfach: Ich möchte demjenigen, der sein eigenes Mastering durchführen will, davor bewahren, Schaden anzurichten und ihm helfen, einen besseren Job zu machen. Darüber hinaus möchte ich aufzeigen, dass das professionelle Mastering weit mehr beinhaltet, als man in der Regel annimmt.